Transaktionsgebühren, Kontrolle, Macht

[Fortführung von »Ich bin hellsichtig«]

Ich habe jetzt mal eine kleine Schnellrechnung durchgeführt.

Von November 2018 bis April 2019, also in genau sechs Monaten (inkl. Weihnachtszeit), haben meine Frau und ich insgesamt 45.967,99 EUR über unsere Konten an Zahlungen erhalten und geleistet.

Wir liegen mit dem Familieneinkommen unter dem bundesdeutschen Durchschnitt und unter dem Medianmittelwert, also dem Punkt, an dem genau die Hälfte der Bevölkerung weniger und die andere Hälfte der Bevölkerung mehr Einkommen hat. Daher dürfte es eher knapp kalkuliert sein, wenn ich diese Alltags-Geldbewegungsmenge für eine kurze Hochrechnung benutze.

45.967,99 EUR x 0,5 % = 229,83995 EUR (= Jahreswert für eine Person, da wir ja zwei Personen sind und ich sechs Monate genommen habe) x 67 Mio. (82 Mio. Einwohner minus willkürliche 15 Mio. Kinder und Unselbständige ohne eigene Geldbewegungen) = 15.399.276.650 EUR.
Also allein aus den alltäglichen privaten Zahlungsbewegungen ergäben sich – knapp gerechnet – bei nur 0,5 % Transaktionssteuer knapp 15,4 Mrd. EUR Ertrag.

Hier sind keine Zahlen für industrielle, gewerbliche und bankeninterne Geldbewegungen dabei und erst recht nicht die Geldbewegungen, die auf den »Finanzmärkten« unterwegs sind. Dazu habe ich keine Zahlen rausgesucht, aber die übertreffen die privaten Umsätze gewaltig und um ein Vielfaches. Wer möchte, kann ja mal im Artikel »Über Finanztransaktionssteuern« schauen, welche Zahlen andere Leute so bewegen.

So, jetzt unterstellen wir mal willkürlich den weltweiten Facebookbenutzern im Durchschnitt nur ein Viertel dieser Umsätze und sehen, was dabei herauskommt, wenn man 2,4 Mrd Menschen eine Transaktionsgebühr aus der Tasche lockt:

ein Drittel von 45.967,99 EUR = 11.491,9975 EUR x 0,5 % = 57,4599875 EUR x 2,4 Mrd. Teilnehmer = 137.903.970.000 EUR (knapp 138 Mrd. EUR).

Facebook macht das einfach und gründet ein Konsortium, das uns dann das echte Geld abnimmt (der geplante »Libra« muss mit echtem Geld gekauft werden – Facebook spricht von »tauschen«…) und darüber hinaus dann diese Transaktionsgebühr erhebt (deren Höhe noch nicht bekannt ist).

Blöd nur, wenn das Konsortium pleitegeht oder einfach dichtmacht.

Wo ist dann unser echtes Geld hin – ist das dann »Konkursmasse« oder bekommen wir es dann wieder, wenn der »Libra« aufgelöst wird, weil sie korrekt gearbeitet haben und es bei denen im Keller liegt und nur zurückerstattet werden muss?

Wer garantiert dafür?
Verspricht es uns das Konsortium ganz fest? Oder hat es dann nichts, sondern sich versprochen?

Banken, die »to big to fail« sind und die wir dann mit unseren Steuergeldern retten dürfen?

Wir zahlen uns also im Falle eines Falles unser eigenes Geld mit unserem eigenen Geld »zurück«…?!

Das ist perfekt. Weshalb ist mir das nicht eingefallen?

Und ganz nebenher sehen Facebook und Konsorten nicht nur, wo und wann wir was kaufen, sondern, worüber wir reden, was wir erleben, mit wem wir kommunizieren und können alles das miteinander verknüpfen und so in Macht umwandeln, die vollständig ausserhalb jeder öffentlich-rechtlichen Kontrolle liegt.

Wenn du dann nicht nach deren Regeln spielen willst, schließen sie dich per Knopfdruck aus und du kannst nichts, aber auch gar nichts dagegen machen.

Wenn die Verwurzelung eines solchen privat kontrollierten bargeldlosen Systems, das lediglich auf Daten beruht, tief genug ist und dieses System weit genug in den Alltag integriert ist, dann haben öffentlich-rechtliche Institutionen keinerlei Macht mehr.

Wer soll sich wehren, wenn überall nur noch mit »Libra« bezahlt werden kann und das Konsortium den Kauf von »Libra« immer teurer macht, ähm nein, wenn es den Tauschkurs anhebt?

Was wollen staatliche Instanzen konkret ausrichten, wenn zum Beispiel handelnde Personen plötzlich über keinerlei (virtuelles) »Geld« verfügen?

Wenn plötzlich der Zugang zum allumfassenden Account nicht mehr funktioniert?

»Oh… ich habe ja noch gar keine Genprobe zur Authentifizierung eingereicht und meine biometrischen Daten sind auch noch unvollständig – da kann ja der Account nicht funktionieren – es tut mir leid, ich bin selbst schuld und werde das sofort korrigieren.«

Wenn das allmächtige »Smartphone« keinerlei Transaktion mehr erlaubt und dann vielleicht auch keinerlei Kommunikation (weil ja keine Transaktion mehr möglich ist)?

Was ist, wenn das selbstfahrende Auto plötzlich nicht dorthin fährt, wo ich es will…?!

Wenn ich kein Ticket für öffentliche Verkehrsmittel mehr erwerben kann und im Supermarkt Alarm ausgelöst wird, wenn ich ihn betrete?

Was wollen dann Politiker noch ausrichten?

Wen sollen Polizisten verhaften, wenn deren Gehälter plötzlich nicht mehr abrufbar sind oder wenn plötzlich kein Versicherungsschutz mehr besteht?

Wen sollen Staatsanwälte anklagen, wenn deren Rechner keine Akten mehr öffnen?

Wen sollen Richter verurteilen, wenn deren Familien zu Hause ohne Strom sind?

Was sollen Daten beweisen, wenn Daten doch leicht veränderbar, zurückzuhalten oder zu vernichten sind?

Es geht hierbei noch gar nicht darum, ob ein solches System ganz grundsätzlich abzulehnen ist, sondern zuerst einmal geht es darum, wer es kontrolliert.

Denn die Grundlage aller schwerwiegenden Probleme, über die wir uns derzeit und schon lange beklagen, liegt darin, dass das Geld schon immer unter privater und nicht unter gesellschaftlicher öffentlich-rechtlicher Kontrolle steht.

Interessant ist, was die Bundesbank zum Thema zu sagen hat:

»Gesetzliches Zahlungsmittel
Als gesetzliches Zahlungsmittel bezeichnet man das Zahlungsmittel, das niemand zur Erfüllung einer Geldforderung ablehnen kann, ohne rechtliche Nachteile zu erleiden. Im Euroraum ist Euro-Bargeld das gesetzliche Zahlungsmittel; nur die Zentralbanken des Eurosystems dürfen es in Umlauf bringen.«
https://www.bundesbank.de/dynamic/action/de/startseite/glossar/723820/glossar?firstLetter=G#anchor-652386

»Das Bargeld
Unter Bargeld versteht man Banknoten und Münzen. Banknoten sind Geldscheine (Papiergeld) und Münzen geprägte Metallstücke (Hartgeld). […] Münzen stellen eine Ergänzung des Banknotenumlaufs für kleine Zahlungen dar. […]
Banknoten sind im EuroWährungsgebiet das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Jeder Gläubiger einer Geldforderung muss vom Schuldner Banknoten in unbegrenztem Umfang als Erfüllung seiner Forderung annehmen, sofern beide nichts anderes vereinbart haben.«
https://www.bundesbank.de/de/service/schule-und-bildung/schuelerbuch-geld-und-geldpolitik-digital/das-bargeld-613762

Leider ist es nur so, dass lediglich ein geringer Bruchteil des umlaufenden und wirksamen »Geldes« auch gesetzliches Zahlungsmittel, also Bargeld ist.
Und weil das so ist, ist die Macht der Zentralbanken, die allein gesetzliches Zahlungsmittel herausgeben dürfen, mittlerweile von den privaten Banken pulverisiert worden, allein durch die Schaffung so absurder Mengen an virtuellem »Buchgeld«, dass das gesetzliche Zahlungsmittel Bargeld schlicht allein mengenmäßig gar keine echte Rolle mehr spielt.

Zumal ja selbst der Staat inzwischen von seinem eigenen gesetzlichen Zahlungsmittel nichts mehr wissen will – Steuern können nur noch unbar mit virtuellem Datengeld bezahlt werden.

»Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!«
(Amschel Meyer Rothschild (1744 – 1812), deutscher Adliger und Bankier)

Das haben die Rothschilds dieser Welt gefickt eingeschädelt.

Um Geld geht es nämlich schon sehr lange nicht mehr – Geld haben die Mächtigen schon sehr lange mehr, als nötig.

Es geht (nur noch) um Macht.
Denn was nützt die größte Geldmenge, wenn ich machtlos bin, damit machen zu können, was ich will – also tatsächlich und uneingeschränkt?

Macht ist sehr viel wertvoller als Geld, denn was braucht es Geld, wenn andere machen müssen, was ich will – also tatsächlich und uneingeschränkt?

Zwei kleine und unscheinbare Übungen haben Tatsachen geschaffen, die niemanden aus der breiten Zivilbevölkerung zu interessieren scheinen:

Wer bekommt seinen Lohn und sein Gehalt heute noch in gesetzlichem Zahlungsmittel ausgezahlt?

Wo kann ich öffentlich-rechtliche Kosten, Steuern, Gebühren und Abgaben noch mit gesetzlichem Zahlungsmittel begleichen?

Das ist der Vernichtungsfeldzug gegen die Demokratie – ohne jetzt mal die Diskussion zu führen, ob wir »Demokratie« je wirklich hatten.

Indem der private Sektor »das Geld« übernimmt, entmachtet er jede Form von gesellschaftlicher Willensbildung.

Indem der private Sektor jetzt nicht nur den letzten Rest an  Geld vollständig übernimmt, sondern dann auch noch seine bereits bestehende Datenhoheit mit dem Geld zusammenführt, ist das Individuum und auch die Gesellschaft als ganze dem privaten Sektor macht- und hilflos ausgeliefert.

Und jeder, der bargeldlos bezahlt und darüber sogar noch erfreut ist, hat dabei aktiv mitgeholfen.

Der »Libra« zeigt jetzt offen, was die Mächtigen im Schilde führen – und unsere Politiker haben uns an die Mächtigen verraten und verkauft.
In Schweden sehen wir es bereits: Dort kann man in Stockholm keinen ÖPNV mehr benutzen, wenn man nur gesetzliches Zahlungsmittel besitzt. Als nächstes wird das Bargeld ganz offiziell abgeschafft und dann »gnade uns Gott«!

Die Kreditkartenunternehmen zahlen den Gastronomen in Amerika – und sicher nicht nur dort – Prämien, wenn sie Bargeld verweigern. Warum ist das wohl so? Interessanterweise gehören Mastercard und Visa zum Gründungskonsortium rund um den »Libra«.

Ein Schelm, der Arges dabei denkt.

Lass mich deine Meinung dazu wissen – unten in den Kommentaren – herzlichen Dank.

Viele Grüße
Detlef Jahn

[Aktualisierung 6. Mai 2021: Das ursprünglich »Libra« genannte Geld heißt nun »Diem« – wahrscheinlich, weil es mit »Freiheit« so gar nichts zu tun hat.]

Ein Gedanke zu „Transaktionsgebühren, Kontrolle, Macht“

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