Stell dir vor, du bist Student/in…

… und bekommst ein (bedingungsloses) Grundeinkommen.
Nicht, weil du studierst, sondern damit du studieren kannst.

Damit du deine ganze Aufmerksamkeit, Kraft und Zeit diesem Studium widmen kannst, weil dein Wohnen, deine Kleidung, deine Nahrung und deine gesellschaftliche Teilhabe sicher sind.

Stell dir vor, was das für Auswirkungen haben wird, wenn du ein Studium aufnehmen kannst, das dich wirklich interessiert – von Existenznöten befreit.

Du musst dein Studium nicht mehr danach aussuchen, welche materiellen Möglichkeiten sich nach dem Abschluss vielleicht/hoffentlich bieten könnten, sondern du kannst (erstmals) tatsächlich frei nach deinen Neigungen und Interessen entscheiden, welche Fragen du erforschen, welche Entdeckungen du machen willst und dich mit voller Kraft diesen Fragen zuwenden.

Welche Möglichkeiten sind das für die Zukunft unserer Kinder, wenn Menschen sich nicht mehr entscheiden müssen, ob sie ihr Studium künftig ernähren kann oder ob sie ihrer Neugier folgen, aber dafür zeitlebens am sprichwörtlichen Hungertuch nagen müssen?!

Welche Kräfte können freigesetzt werden, wenn nicht daran geforscht wird, welche Logarithmen den meisten Profit abwerfen, sondern welche Art von Landwirtschaft die sicherste und (qualitativ) beste Ernte ermöglicht und den geringsten Umweltschaden verursacht?!

Welche Fortschritte können wir erleben, wenn wir nicht mehr profitorientiert, sondern gemeinwohlsichernd und umweltschonend denken und handeln lernen?!

Stell dir vor, du musst deine Kinder nicht mehr dazu trimmen, möglichst hochgebildet, flexibel und damit »marktfähig« zu sein, sondern sie eine gesund-kritische Sicht auf die Welt zu lehren und darüber in Ruhe(!) nachzudenken, wie man sie verbessern kann, statt immer nur irgend eine »Effizienz« steigern zu wollen und dadurch die Ökosphäre, die sozialen Bindungen zwischen den Menschen und damit die Gesellschaft und den Frieden zu zerstören.

In was für einer Welt willst du leben?

Was für eine Welt willst du unseren Kindern hinterlassen?

Welche (unbequemen) Fragen willst du den Kindern und Enkeln (nicht) beantworten?

Stell dir vor, du bist Student/in und kannst studieren, weil es dich interessiert und nicht, weil du irgend jemandes Reichtum mehren sollst.

Stell dir vor, diejenigen können studieren, die wirklich neugierig sind – was können die erreichen, wenn die Studienrichtung und das Ergebnis nicht mehr für das eigene Überleben entscheiden.

Stell dir vor, du willst studieren und deine Existenz ist durch ein (bedingungsloses) Grundeinkommen gesichert – was das mit dir macht.

Denk darüber nach und schreib mir unten deine Meinung dazu auf – ich freue mich sehr darauf, wie du das siehst.

Viele Grüße
Detlef Jahn

4 Gedanken zu „Stell dir vor, du bist Student/in…“

  1. Meine Frage: Gibt es nicht Stipendien, für jene, die sich kein Studium leisten können?

    Gbt es nicht sogar Stipendien, die unabhängig vom Einkommen vergeben werden?

    Gibt es nicht sogar SelbsterhalterInnen-Stipendien?

    Wie viele Studenten suchen das Studium nach den Verdienstmöglichkeiten aus und studieren deswegen etwas, das sie nicht interessiert? Wo ist hier der Beleg dafür?

    Die Motivationen, die ich kenne (abgesehen von Interesse):
    Das gleiche studieren wie die Eltern
    ich studiere irgendwas, weil mir nichts anderes einfällt
    ich werde Lehrer, weil ich gerne 2 Monate Urlaub habe

    Ist es nicht mehr als zynisch, hierzulande von „Existenzängsten“ zu reden?

    Was hat das alles mit einem BGE zu tun?

    1. „Das Gleiche studieren, wie die Eltern“

      Weshalb? weil die Eltern damit (wirtschaftlich) erfolgreich sind oder weil die Eltern stolz auf das Erreichte sind, weil man ihnen nachstreben und sie möglicherweise übertreffen will?
      Auch im Prekariat machen die Kinder oft, was die Eltern gemacht haben. Das ist aber dennoch ein extrinsisches Motiv und ein Grundeinkommen würde die intrinsische Motivation stärken und auch die Eltern könnten „locker lassen“ und den Nachwuchs seinen eigenen Weg finden lassen, weil sie wissen, dass „nichts passieren kann“.

      „Ich studiere irgendwas, weil mir nichts anderes einfällt“

      Naja, wenn man aber ein Grundeinkommen hat, kann man sich und seine Neigungen auch mal längere Zeit testen und verschiedene Wege probeweise gehen, um herauszufinden, was man kann und was einen interessiert – muss ja auch nicht unbedingt ein Studium sein.

      „Ich werde Lehrer, weil ich gerne 2 Monate Urlaub habe“

      Naja, mit Grundeinkommen kannst du immer Urlaub haben – oder das machen, was du gut kannst. Dein notwendiger Lebensunterhalt ist dann eben nicht mehr vom Beruf abhängig.

      „Ist es nicht mehr als zynisch, hierzulande von „Existenzängsten“ zu reden?“

      Weshalb sollte es zynisch sein?
      Weil unsere Wänster fetter sind und weil wir zum Vergnügen um die Welt fliegen können?
      Nein, es ist nicht zynisch, weil sehr viele Menschen bei uns Existenzängste haben – auch Studenten.
      Ob es uns (als Deutsche oder Europäer) relativ besser geht, als Menschen in anderen Teilen der Welt, spielt dafür keine Rolle, denn wir leben hier.
      Dass wir überwiegend über Luxusprobleme lamentieren, ist eine ganz andere Diskussion.

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