…dann kann er was erleben.
Und das geht schneller, als man glauben mag, nämlich direkt und unmittelbar vom Start weg.
Großartig!
Üblicherweise ist es ja so, dass die Einzelperson als Arbeitskraft-Anbietender – also der Arbeitgeber (!) – beim Unternehmen xy vorstellig wird und sich möglichst von seiner besten Seite zu zeigt, um den begehrten Arbeitsplatz zu bekommen und die anderen Bewerber auszustechen.
Wenn man jedoch den Spieß mal umdreht und betrachtet, wie sich die präsentieren, die doch ach so händeringend nach den allenthalben so furchtbar fehlenden Arbeitskräften suchen – also die Arbeitnehmer (!), die die Arbeitskraft nehmen und auswringen – sieht die ganze Sache oft auch ganz schnell ganz anders und vor allem ziemlich blamabel aus – für die Unternehmerseite.
Und weil es ziemlich unterhaltsam ist – jedenfalls für mich, gebe ich mal gleich das Allererste zum Besten, das mir heute begegnet ist, als ich mein Stellenangebot auf ebay-Kleinanzeigen veröffentlicht habe.
Vorbemerkungen:
Ja, ich meine meine Stellenausschreibung ernst und ja, ich werde zukünftige unternehmerseitige Vollblamagen auch hier aufzeigen – sofern wenigstens ein gewisser Unterhaltungswert vorhanden ist.
Und nein, ich will niemanden herabsetzen – deshalb auch keine Namensnennungen.
Jeder blamiert sich selbst, so gut er kann.
Aber mal ehrlich: Das Ganze ist wirklich eher zum Weinen und Verzweifeln, als zum Lachen.
Am Dialog habe ich nichts verändert, der ist original exakt so gelaufen – und los gehts – viel Vergnügen:
Hallo Detlef,
Ich habe glaube genau das richtige für dich.
Ich suche noch Mitarbeiter die im Teilzeit arbeiten. Von den Arbeitszeiten sind wir sehr flexibel.
Am Donnerstag haben wir ein Tag der offenen Tür bei uns im Büro. Dazu würde ich dich gern einladen.
Meld dich einfach
VG […]
darauf ich:
aha…
Das ist ja nun aber kommunikativ mal ganz schwach.
Glaubst du (angesichts meiner Anzeige), dass so billig mein Interesse geweckt werden könnte oder hast du einfach mal schnell deine tolle Standardtextvorgabe kopiert?
Dann hättest du noch sehr viel zu lernen.
Du würdest mich gern einladen – weshalb tust du es dann nicht?
Und weshalb soll man sich melden, um einer „Einladung“ hinterherzubetteln?
Und weshalb fehlen Firma, Adresse, Betätigungsfeld, Uhrzeit… und damit das Wichtigste – was mangelhafte Seriosität vermuten lässt?!
Ein Blick auf deine Anzeigen verweist auf die […] und bestätigt das „seltsame Gefühl“.
Diesen Satz in meiner Anzeige hast du gelesen und verstanden:
„Ich habe
• Parfüm, Kosmetik und Haushaltswaren im Direktvertrieb verkauft und ›Schnupperparties‹ veranstaltet,
• mich mit Versicherungen, Krediten und Zinsen beschäftigt…“
und diesen auch:
„Der Verkauf von allem Unmöglichen interessiert mich nicht.“
?!
Sollte es sich um die [Firmenbezeichnung] handeln, bin ich nicht interessiert, denn ich habe geschrieben:
„Am meisten interessiert mich die Suche nach Verbesserung – im Detail, wie auch im sehr großen Zusammenhang – personell, technisch, kommunikativ, bedienlogisch, ethisch, ökologisch, wirtschaftlich, sozial, politisch und gesellschaftlich.“
– und da mag Vieles passen, aber keine Drückerkolonne.
Sollte es sich nicht um die [Firmenbezeichnung] oder andere MLM-Abzockereien handeln [MLM = Multi-Level-Marketing], bin ich vielleicht interessiert – aber dazu müsste ich vorher schon ein paar mehr Informationen haben.
Ansonsten empfehle ich, ganz grundsätzlich die Anzeigentexte vollständig und aufmerksam zu lesen…!
Herzlichen Dank für deine Geduld, bis hierher durchgehalten zu haben.
Tja, es gibt noch viel zu verbessern – überall…
So, jetzt habe ich mich gemeldet und bin gespannt, ob eine Reaktion erfolgt und welche.
Viele Grüße
Detlef Jahn
Guten Morgen Detlef, ich freu mich das du dir so viele Gedanken gemacht hast. Und ja es geht um die Vermögensberatung. Arbeitszeit etc. sind natürlich von jeden einzeln abhängig. Ich verkaufe aber nicht die [Firmenbezeichnung] sondern mich als Berater.
Darauf ich wieder:
Hallo …,
ja, das ist eins meiner Hauptprobleme – immer wieder:
Lesen und Verstehen sind leider selten beieinander anzutreffen.
Aber du hast mir trotzdem Freude bereitet:
„Ich verkaufe aber nicht die [Firmenbezeichnung] sondern mich als Berater.“
Ich glaube, mir fehlen da ein oder zwei Dollares, die [Firmenbezeichnung] kaufen zu können – oder ist die so sehr im Preis gefallen?
Zweitens bist du mir als Berater kommunikativ viel zu schlecht, weshalb ich auch da nicht interessiert bin – erst recht nicht, für dich Geld auszugeben.
Und drittens brauche ich keinen Berater, sondern will meine Fähigkeiten anbieten.
Irgendwas machst du also gerade ziemlich falsch.
Viele Grüße
Detlef
Okay wie könnte ich es denn besser machen ?
Hm…
läuft das jetzt darauf hinaus, dass ich ein Kommunikationsseminar gebe?
Auf keinen Fall.
Ich habe es dir angeboten dich persönlich mit mir zu treffen weil ich es nicht gut finde über Plattformen soviel zu kommunizieren. Lieber suche ich das persönliche Gespräch
Offenbar funktioniert die Direktvertriebs-Seminar-Gehirnwäsche immer noch ziemlich gut.
Den Teilnehmern wird langfristig wirksam das aktiv-eigenständige Denken ausgetrieben.
Kommunikativ bist du eine Vollkatastrophe.
Hast du überhaupt gelesen, was ich geschrieben habe?
Verstanden hast du es jedenfalls nicht.
Lustig ist, dass ich parallel nebenan genau die selbe törichte „Gesprächsführung“ erlebe – ist auch jemand von der [Firmenbezeichnung].
[Da lief tatsächlich zeitgleich beinahe dasselbe mit jemand Anderem aus der selben Firma.]
Toll – ich glaube, ich mache da ein Projekt draus und dann schreibe ich darüber ein Buch und halte Vorträge und gebe Seminare.
* * * * *
Hier hat er dann aufgegeben.
Mein Fazit:
Es kann tatsächlich nur besser werden.
Obwohl… es gibt ernsthaften Grund zum Zweifel.
Wie gefällt dir das – was sagst du dazu – willst du mehr?
Schreib mir, was du dazu denkst unten in die Kommentare – vielen Dank.
Viele Grüße
Detlef Jahn