Kolumnenkompassfehlstellung

Gerade bekomme ich von meinem Elektrogerät einen Artikel der »taz« zugeworfen, bei dem mir wiedermal die Galle hochgeht.

Unter dem schmissigen Titel »Die nicht so heile Welt der Boys« echauffiert sich eine Kolumnentante über die vermeintlichen Fehler von einigen Mitgliedern einer Pop-Band – zeigt dabei jedoch selbst eine ziemliche Fehlpeilung ihres eigenen Kompasses.

»Ich verstehe, wie schwierig es ist.«

Nein, ganz offensichtlich nicht.

Was soll das für Journalismus sein?

»Gegen Nick Carter gibt es Vergewaltigungsvorwürfe […] Wegen Verjährung der mutmaßlichen Taten kam es nie zur Anklage.«

Schonmal was von Unschuldsvermutung gehört? So lange keine Schuld nachgewiesen wurde, läuft es auf Verleumdung hinaus – erst recht, wenn Vorwürfe erhoben werden, deren Klärung wegen Verjährung nicht möglich ist. Da geht es wiedermal jemandem nur ums Abschöpfen des Rahms – und unserer spitzfedrigen Kolumnenschreiberin nur ums Zeilengeld.

»Brian Littrell unterdessen setzte sich am Tag vor Trumps Amtseinführung im Januar 2017 in einem kurzen Videointerview für ihn ein.«

Was ist mit (politischer) Meinungsfreiheit?!

»Schwerer noch wiegt, dass er sich unmittelbar nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 auf Parler anmeldete. […] (Littrell postete allerdings nie etwas).«

Vielleicht wollte er sich nur mal mit eigenen Augen erkundigen, was dort so gepostet wird, um sich eine eigene Meinung zu bilden – woher sollen wir das wissen?

»Auf diese Weise zeigt er unmissverständlich seine Unterstützung für den rechten Flügel der Republikaner.«

Ach ja?
Statt jemandem seine Meinung vorzuwerfen, sollte man ergründen, weshalb sich so viele in diese Richtung bewegen und Wege suchen, diese Gründe zu beseitigen – vor unserer eigenen Haustür haben wir da selbst genug zu kehren.

»Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden.«
(Rosa Luxemburg – nicht die Kolumnenschreiberin)

»Andersdenken« pauschal zu kritisieren, ist Gesinnungsterror.

Wie viele Produkte von beispielsweise Nestlé kauft die Autorin des Artikels in ihrem Alltag… Wer richtet da wohl mehr Schaden in der Welt an, Nestlé (und deren Kundinnen) oder eine Pop-Band?

»Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst.«
(Voltaire – frz. Dichter)

Wie ist deine Meinung dazu? Nutze unten die Kommentarfunktion – herzlichen Dank.

Viele Grüße
Detlef Jahn

Artikel der Themenreihe:
»Die Schreiberlinge stehen auf der falschen Seite«
»Ist Ablaßhandel die Lösung?«
»Spiegelgefecht«
»Kolumnenkompassfehlstellung«

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