Die Olsenbande ergibt sich nie

Die Olsenbande ergibt sich nie (Teil 11 – 1979 – DEFA-Synchronisation)

Dialog zwischen Kommissar Jensen und seinem Assistenten Holm:

Jensen: »Nichtmal schreiben können sie. Und sie leben vom Schreiben. Nicht mal schlecht, wenn sie nicht gerade Sitzungen machen von ihrer Gewerkschaft. Journalisten nennen die sich – du meine Güte! Ungebildet und arrogant, diese Bande – bärtig und ungewaschen! Negativ, negativ – keinen Funken Verantwortung im Leibe! Schreiben, was ihnen passt – ohne wen zu fragen! Wenn sie wenigstens fragen würden… dann würden sie auch was erfahren.«

Holm: »Ja, wir würden ihnen klarmachen, womit wir uns befassen.«

»Eben!«

»Womit befassen wir uns?«

»Mit nichts.«

»Gar nichts?«

»Absolut gar nichts, nein! In einer Zeit, die für das Land so schwer ist, darf man sich mit nichts befassen – mit überhaupt nichts. Haben sie verstanden?«

»Nein.«

»Wollen sie wissen, wieso?«

»Sehr gern.«

»Aber nur streng vertraulich: Die Politiker haben aufgegeben.«

»Aufgegeben?«

Jensen: »Ja. Dänemarks verantwortliche Politiker haben zusammen mit Westeuropas Politikern aufgehört, irgendwas zu tun. Handelsdefizite, Inflation, Unruhe auf dem Valutamärkten… nichts mehr… sie schaffen es nicht. Deshalb haben sie das Angebot multinationaler Gesellschaften akzeptiert, die Westeuropas Wirtschaft übernehmen will. Die Europäische Multikontinentale Assoziation EMCA – sie wird die gesamte Wirtschaft Westeuropas übernehmen. Sowas nennt man Harmonisierung. Wenn das durchgeht, beherrschen sie Alles.«

Holm: »Was? Alles? Wie machen die das?«

»Verstehen sie, junger Freund: Politiker müssen Rücksicht nehmen auf die Wähler, auf die Bevölkerung. Das tun die nicht, das haben die multinationalen Gesellschaften nicht nötig. Die kümmern sich nur um die ganz realen Dinge: Budgetfragen, Rohstoffbeschaffung, Management, und ihren Profit. Lass fallen, was sich nicht mehr hält. Die kommen zurecht.«

»Jetzt begreif ich. Das müssten wir denen erzählen, den Herren Journalisten.«

»Sind sie wahnsinnig? Nicht ein Wort davon – das gäbe eine Katastrophe! Was soll denn die Bevölkerung denken? Die Bevölkerung muss weiterhin denken, dass es die Politiker sind, die bestimmen. Woran soll sie sonst glauben? Es wäre schade um sie, könnte sie an nichts mehr glauben.«

»Ja, das ist wahr.«

»Die Polizei hat ganz andere Aufgaben: Wir greifen ein, wo es befohlen ist. Und geschieht das nicht, lassen wir allen Kräften freies Spiel.«

Tja, so war das damals im rückständigen Osten: Wir haben gewusst, wie es läuft.

Es hat sich (für uns) gar nichts geändert.

Viele Grüße
Detlef Jahn

Ein Gedanke zu „Die Olsenbande ergibt sich nie“

  1. Nichts geändert?
    Glaube ich nicht.
    Wir sind eine Gesellschaftsordnung zurückgefallen.
    Die Gegenreformation hat gesiegt.
    Das Volksvermoegen der DDR-Bevoelkerung liegt jetzt zu …80 Prozent zwischen Rhein und Ruhr (Wenn es noch dort liegt!).
    Trotzdem finde ich das Beispiel mit der Olsenbande gut.

Schreibe einen Kommentar zu Ich Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert