Der Hambacher Forst fällt

Peter Maffay äußert sich auf Facebook zum Thema Räumung des Hambacher Forstes. Dazu muss ich einen Kommentar abgeben.

Nett geschrieben – viele werden sagen: »Gut gebrüllt, Löwe!«, aber mir fällt dazu nur eins ein:

Wie naiv!
Jemand in komfortabler Situation ist natürlich auch wenig an einer echten Änderung interessiert.

»Reformen kommen immer von den Benachteiligten.
Wer vier Asse hat, verlangt nicht, dass neu gegeben wird.«

(Wilhelm Hennis, deutscher Politikwissenschaftler)

Es ist die Aufgabe der Polizei, »Recht und Ordnung« durchzusetzen.

Es ist Aufgabe der Konzernlenker, den Gewinn zu maximieren.

Es ist Sinn und Zweck der Konzerne, Profit herauszupressen, woraus und auf welche Weise auch immer das möglich ist.

Es ist Aufgabe der Berufspolitiker (zumindest augenscheinlich nach deren Selbstverständnis) »das System« zu verteidigen – mit Zähnen und Klauen – und vor allem ihre eigenen kuscheligen und gut bezahlten Sessel.

Aber:

Es wäre die Pflicht der Bürger, ihr eigenes Lebensumfeld massivst zu verteidigen gegen den Raubbau.
Um den Hambacher Forst herum sollte ein dichter Ring stehen von zehntausenden Menschen aus der Region. Die paar Hanseln, die sich zwischen den Bäumen verstecken, helfen da wenig für ein Aufbäumen gegen »das System«.

Es hat Jahrzehnte gebraucht und es bedurfte zweier schwerster Katastrophen, bis die Atomkraftwerke politisch unattraktiv wurden. Weshalb sollte sich also so ein Großkonzern von ein paar Weltverbesserern einschüchtern lassen?

Ob die Konzerne einen »guten Ruf« haben, spielt heute keine Rolle mehr. Wir sind nicht mehr in Zeiten von »Tante-Emma-Läden«, als »Kaufmannsehre« noch etwas galt.

Das System soll geändert werden?

  • Verkauft alle eure Aktien!
  • Hebt euer Geld komplett von der Bank ab, was ihr nicht unbedingt für Lastschriften drauf lassen müsst – nur Bargeld ist gesetzliches Zahlungsmittel!
  • Fliegt nicht mehr und benutzt keine dieselbetriebenen Schiffe mehr für eure Vergnügungsreisen!
  • Verbringt eure Urlaube zu Hause in der Region! Sind eure Wohnungen so schlimm und habt nicht ihr selbst viel Geld, Mühe und Zeit in deren Einrichtung investiert – wozu, wenn ihr in Freizeiten dann daraus flieht, möglichst weit weg?
  • Kauft nicht jedes Jahr ein neues Taschencomputerspielmobil, das nur der Kontrolle über euch dient!
  • Kauft nicht mehr bei Billigklamotten und Billigburgerketten!
  • Verweigert Industrienahrung – lernt wieder selbst kochen!

Das sind Dinge, die relevant sind und die »das System« zur Änderung zwingen.

Geht in die Bürgersprechstunden zu »euren Abgeordneten« und gebt eurem Willen eine Stimme, anstatt diese nur alle vier Jahre ab-, also auf- und wegzugeben!

Macht selbst, statt Andere für euch machen zu lassen!

»Ich fürchte schon seit Längerem, in kapitalistisch verfaßten Demokratien könnten sämtliche staatlich geleiteten „Reformen“ eigentlich nur zwei Ergebnisse haben: mehr Unterdrückung oder mehr Chaos. Wobei wahrscheinlich das zweite Ergebnis in vielen Fällen wiederum der Herbeiführung des ersten Ergebnisses dient.«

»Noch nie haben Herrschende zuungunsten des Volkes „Fehler“ gemacht. Sie machen dies alles absichtlich. Riester wußte, wen er mit seiner Rente füttert, und Schröder/Fischer wußten, warum der Balkan mit Bomben zertrümmert werden muß. Wer von ihnen Selbstkritiken und Korrekturen erwartet, macht den Bock zum Gärtner. Und die Schafe schauen zu diesem Gärtner empor.«

(Henner Reitmeier)

*

»Entweder es herrscht Demokratie, oder sie herrscht nicht. Ihre größten Feinde sind jedoch unsere Verantwortungslosigkeit, Gleichgültigkeit und Resignation als Bürger.«

(Vaclav Havel)

Sag mir deine Meinung dazu unten in den Kommentaren – herzlichen Dank für deine Unterstützung.

Viele Grüße
Detlef Jahn

2 Gedanken zu „Der Hambacher Forst fällt“

  1. Vielen Dank Herr Jahn,
    Für diesen differenzierten Beitrag den ich mit großen Interesse gelesen habe.
    Ich stimme zu, dass viele Menschen (und ehrlicherweise kann ich mich da selbst auch nicht rausnehmen) dazu tendieren, sich über Dinge zu beschweren, jedoch die Verknüpfung zu dem eigenen Verhalten dabei häufig außer Acht lassen. Hinzukommt m.E. auch die Resignation „die Politiker/Lobbyisten machen was sie wollen- ICH kann eh nichts ändern“… Mir war es zum Beispiel auch nicht bewusst, dass ich zu einer Bürgersprechstunde gehen könnte.
    Und dann kommt m.E. nach noch ein zweiter Aspekt hinzu: Bequemlichkeit… wir sitzen in unserem „konsumgesteuerten Vergnügungs-Kokon“ und eigentlich gehts uns unmittelbar ja recht gut, was schert mich also das Treiben der Politik und Wirtschaft?!
    Allerdings stimme ich überhaupt nicht überein mit ihrer Aussage: …“Wie naiv!
    Jemand in komfortabler Situation ist natürlich auch wenig an einer echten Änderung interessiert….“ das halte ich für keine differenziert betrachtete Aussage. ich denke auch einem Prominenten kann unsere Umwelt und die Machenschaften der Wirtschaft und Politik ernsthaft am Herzen liegen und ich denke auch dass ein solcher Aufruf einige Personen in unserer Bevölkerung wachrütteln kann!
    Auch mit Protesten über soziale Netzwerke können Dinge erreicht werden, Machenschaften publik gemacht werden – sieht Monsanto – in Hessen wird künftig auf das Pestizid verzichtet – wenn die Informationsquelle denn vertrauenswürdig ist… 😉
    Wir leben in einer zunehmend digitaleren Welt, über Facebook werden viele Menschen erreicht und so manchem geholfen und/oder verhindert….
    Viele Grüße, Nina Rühl

    1. Danke Nina.

      Allerdings stimme ich überhaupt nicht überein mit ihrer Aussage: …“Wie naiv!
      Jemand in komfortabler Situation ist natürlich auch wenig an einer echten Änderung interessiert….“ das halte ich für keine differenziert betrachtete Aussage.

      Ich stelle an Menschen in besonderer Position eben auch besondere Ansprüche.

      Ich denke auch einem Prominenten kann unsere Umwelt und die Machenschaften der Wirtschaft und Politik ernsthaft am Herzen liegen und ich denke auch dass ein solcher Aufruf einige Personen in unserer Bevölkerung wachrütteln kann!

      Ja, das stimmt und es ist gut, dass er sich überhaupt zu Wort gemeldet hat – das hebt ihn schon mal über viele heraus, aber sein Kommentar ist „zu weich“ – wir haben für Streichelprotest keine Zeit – unser Planet geht den Bach runter!

      Viele Grüße
      Detlef

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