Vorrede

Hallo Allerseits,

heute beginne ich mit ein paar einleitenden grundsätzlichen Gedanken und bewege mich dann in Richtung bedingungsloses Grundeinkommen (BGE).
Vorab hat Ludwig Erhard das Wort:

Wir sollten uns nicht so gebärden, als ob das Erkennen volkswirtschaftlicher Zusammenhänge nur den Gralshütern vorbehalten bliebe, die auf der einen Seite wissenschaftlich, auf der anderen Seite demagogisch ihre verhärteten Standpunkte vortragen. Nein, jeder Bürger unseres Staates muss um die wirtschaftlichen Zusammenhänge wissen und zu einem Urteil befähigt sein, denn es handelt sich hier um Fragen unserer politischen Ordnung, deren Stabilität zu sichern uns aufgegeben ist.

Wie wollen wir leben?

Welche Grundlagen bestimmen über die Qualität einer Gesellschaft?

Wir leisten es uns, die Hälfte unserer produzierten Nahrung wegzuwerfen und gleichzeitig verhungern jede Stunde 1.000 Menschen irgendwo auf der Welt.

Das Essen, das wir in Europa wegwerfen, würde zwei Mal reichen, um alle Hungernden der Welt zu ernähren.

Wenn wir in den Industrieländern die Lebensmittelverschwendung nur um die Hälfte reduzieren, hätte das auf das Weltklima denselben Effekt, als ob wir auf jedes zweite Auto verzichten.

(Film »Taste The Waste« http://tastethewaste.com/info/film)

Wir wollen für die Dinge, die wir uns kaufen, möglichst wenig bezahlen (›Geiz ist geil‹) und nehmen dabei wissend in Kauf, dass anderswo Kinder arbeiten müssen und auf schlimmste Weise ausgebeutet werden. Wir rechtfertigen das auch noch damit – um unser zartbesaitetes Gewissen zu beruhigen – dass wir damit wenigstens helfen, dass die Familien am anderen Ende der Welt überhaupt etwas zu Essen haben.

Bereits vor einigen Jahren wurden über 90 % des gesamten in Europa verkauften Spielzeugs in China produziert. Im Gegenzug dafür haben wir über viele Jahrhunderte gewachsene und unseren überlieferten Traditionen entsprechend arbeitende Herstellungsbetriebe geopfert, in denen die Menschen hier vor Ort das Spielzeug für unsere Kinder liebevoll gefertigt haben, weil uns die Kosten zu hoch waren – wohlgemerkt: uns als Käufern sind die Anschaffungskosten zu hoch. Den Produzenten sind die Kosten egal, wenn sie einen angemessenen Preis im Verkauf erzielen können, der die realen Kosten deckt.

Wir jagen auf Wochenmärkten echter Handarbeit hinterher, aber wenn wir in unsere Ernährung investieren sollen, kaufen wir billigen chemisch verseuchten, uns von der Großindustrie und deren Werbefeldzügen schmackhaft gemachten, gesundheitsschädigenden, geschmacksverstärkten Müll.

Wir spenden wie verrückt, wenn irgendwo ein Erdbeben stattgefunden hat oder wenn RTL uns dazu auffordert, aber dem Obdachlosen kaufen wir die Zeitung nicht ab, von deren Verkauf er die Hälfte bekommen würde. Arrogant und ohne ihn zu kennen – wenn wir ihn in unserer Betriebsamkeit überhaupt wahrnehmen – werfen wir ihm vor, das Geld sowie nur zu versaufen. Natürlich nur in unseren heimlichen Gedanken. Offen würden wir das nie zugeben, denn wir sind ja keine schlechten Menschen – wir finden ausreichend andere Vorbehalte, die Zeitung nicht zu kaufen.

Wir bedauern die Armen in den exotischen Urlaubsländern, die ›ja froh sein können, dass wir zum Urlaub dort hin fliegen, und wir ihnen damit ein Überleben erst ermöglichen‹, als ob die Menschen auf anderen Kontinenten nicht auch ohne uns jemals hätten leben können. Dass solche Reisen natürlich für drei Wochen inklusive Flug, Kost und Logis nicht mehr als 299 € kosten dürfen, ist aber Bedingung. Wie viel Umweltzerstörung wir durch diese Fliegerei verursachen, spielt keine Rolle.

Wir missachten geflissentlich rote Ampeln, obwohl gleich daneben Eltern gerade versuchen, ihren kleinen Kindern beizubringen, dass man ›bei Rot steht und bei Grün geht‹.

Abends am Stammtisch beschweren wir uns über ›die da oben‹, dass ›die sich die Taschen füllen‹ und ›uns hier unten hängen lassen‹. Aber die Abgeordneten in unseren Wahlkreisen haben wir noch nie persönlich aufgesucht und sie gefragt, was sie machen oder ihnen aufgegeben, wie und worüber sie entscheiden sollen. Zur Wahl gehen wir nicht, weil das ›sowieso nichts bringt‹.

Wisst Ihr eigentlich, warum es so viele bedürftige Menschen gibt? Weil Euer maßloser Lebenswandel an einem Tag die Existenzgrundlage tausender Menschen verschlingt.

(Robespierre in einer Rede an den König)

Was wollen wir? Was bedeutet für uns Glück? Wann sind wir zufrieden?

Diese Fragen sollte sich Jeder einmal stellen und darüber nachdenken, wie er durch sein eigenes Verhalten im kleinen persönlichen Lebensbereich dazu beitragen kann, damit sein Leben möglichst wenig Zerstörung zur Folge hat und dass von seinem Handeln vielleicht sogar positive Wirkungen ausgehen.

Wir sollten überlegen, was denn die Dinge sind, die uns zusammenhalten, die uns motivieren, die uns antreiben, die uns Erfüllung bereiten, die uns ein gutes Leben ermöglichen.

Eine Gesellschaft sollte sich auferlegen und immer wieder hinterfragen, nach welchen Grundsätzen sie leben und sich entwickeln will. Ein paar mögliche habe ich nachfolgend mal aufgelistet.

Gute Ansätze

  • Transparenz in Entscheidungsfindungen

  • Menschen mitbestimmen lassen, und zwar direkt

  • Teilhabe gewähren, und zwar allen Mitgliedern der Gesellschaft

  • die Menschen ihr eigenes Leben selbst organisieren lassen

  • Respekt, Liebe, Vertrauen, Ehrlichkeit, Toleranz, Gerechtigkeit, Kooperation, Fürsorge

Schlechte Ansätze

  • Ausgrenzung der Menschen von Entscheidungsprozessen

  • Bevormundung der Menschen, wie sie leben sollen

  • Stigmatisierung von Benachteiligten

  • Intoleranz, Durchsetzungsvermögen, Egoismus, Machtgier, Konkurrenzdenken, Gewinnstreben

Diese beiden Listen kann man sicher noch sehr weit ausbauen, aber es sollen erst einmal nur ein paar Gedankenanregungen sein.

Im weiteren Verlauf dieses Blogs versuche ich, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie wir Grundlagen schaffen können, ein gutes Zusammenleben der Menschen in einer solidarischen Gesellschaft zu ermöglichen.

Einigeses wird Dir ungeheuerlich oder zumindest schwer vorstellbar erscheinen, Manches wird sich Dir sofort erschließen, aber Du solltest über Alles in Ruhe nachdenken und mit Anderen darüber sprechen und diskutieren.

Und Du solltest zur Tat schreiten und selbst aktiv dabei helfen, eine bessere Gesellschaft zu formen…

Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE)

Definition

Ein Grundeinkommen ist ein Einkommen, das eine politische Gemeinschaft bedingungslos jedem ihrer Mitglieder gewährt. Es soll

  • die Existenz sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen,

  • einen individuellen Rechtsanspruch darstellen sowie

  • ohne Bedürftigkeitsprüfung und

  • ohne Zwang zu Arbeit oder anderen Gegenleistungen garantiert werden.

Das Grundeinkommen stellt somit eine Form von Mindesteinkommenssicherung dar, die sich von den zur Zeit in fast allen Industrienationen existierenden Systemen der Grund- bzw. Mindestsicherung wesentlich unterscheidet. Das Grundeinkommen wird erstens an Individuen anstelle von Haushalten gezahlt, zweitens steht es jedem Individuum unabhängig von sonstigen Einkommen zu, und drittens wird es gezahlt, ohne dass eine Arbeitsleistung, Arbeitsbereitschaft oder eine Gegenleistung verlangt wird.

(http://www.grundeinkommen.de)

Warum wir ein BGE brauchen

Sozialstaat als Gesellschaftsgestaltung

Ein gut ausgebautes Sozialsystem gestaltet eine Gesellschaft in besonderem Maße: eine gegen Krankheit, Arbeitslosigkeit und Alter abgesicherte Gesellschaft kann sich freier gestalten und entwickelt ein höheres kulturelles und intellektuelles Potential als eine Gesellschaft, in der sich die Menschen hauptsächlich auf das Erwirtschaften der Lebensgrundversorgung konzentrieren müssen. Gleichzeitig muss der Konsens eines Sozialstaates aber von der Gesellschaft getragen werden. Die Einsicht, dass soziale Absicherung notwendig ist, bildet eine wichtige Basis für den inneren Zusammenhalt. Auch der Ausgleich von allzu starker Unausgewogenheit zwischen Armut und Reichtum einer Gesellschaft ist eine notwendige gesellschaftsgestaltende Aufgabe, um einen Zusammenhalt zu schaffen. Eine materiell zu stark gespaltene Gesellschaft führt zudem zu größerer Kriminalität – auch die Kriminalitätsrate einer Gesellschaft lässt sich somit weitestgehend gestalten. Für eine gelungene Gestaltung einer Gesellschaft ist es notwendig, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen zu schaffen.

http://www.designing-society.de/

Es ist nicht schwer, Menschen zu finden, die mit 60 Jahren zehnmal so reich sind, als sie es mit 20 waren. Aber nicht einer von ihnen behauptet, er sei zehnmal so glücklich.

(George Bernard Shaw )

Geld schafft die Sicherheit arbeiten zu können. Von Geld durch Arbeit abhängig zu sein, wird unserer modernen Zeit nicht mehr gerecht. Arbeit ist Entfaltung des Lebens. Arbeit ist nicht Gelderwerb. Geld muss die bereits vorhandene Grundlage dafür sein, dass man sich frei entfalten und dadurch überhaupt erst arbeiten kann.

(aus einem Forum im Internet)

Zu sagen: »Ich arbeite, um die Bedürfnisse Anderer zu befriedigen und vertraue darauf, dass Andere meine Bedürfnisse befriedigen.« ist eine Vertrauens- und Mutfrage.

Gottfried Stockmar, Eigentümer Gut Hugoldsdorf, im Film »Bedingungslos glücklich – Freiheit und Grundeinkommen«

Das lasse ich mal so als »Cliffhanger« stehen und hoffe, dass ich positive Anregung geben konnte.

Ich danke Dir für Dein Interesse.

Viele Grüße
Detlef Jahn

Ein Gedanke zu „Vorrede“

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