2020 – Ein wilder Ritt

ACDC spielt »Hells Bells« und irgendwie finde ich das ziemlich passend für dieses zu Ende gehende Jahr 2020.

Corona hat uns ordentlich durchgeschüttelt – ein Vorgeschmack auf das, was Mütterchen »Natur« so drauf hat und wie lächerlich wir in Wahrheit sind.

Wir sollten wirklich mehr Demut lernen.

Als Schulelternsprecher und als Papa bin ich heilfroh, dass wir an der »Ratzelschule« sind – ich habe von anderen Schulen wenig Positives gehört. Allerdings gehört zur Wahrheit, dass es immer an allen Beteiligten liegt, wie man Situationen bewältigt, die vom Gewohnten abweichen. Hier an dieser Stelle ein großes Lob an das Kollegium und die Schulleitung, an die aktiv beteiligten Eltern und an die Schülerschaft für die Disziplin und das Durchhaltevermögen, die Freundlichkeit im Umgang, die Gelassenheit bei allem Stress, die aktiv-positive Auseinandersetzung und vor allem für den vorausschauenden Umgang mit den vielfältigen Fragestellungen, die uns den Schulalltag durcheinandergewirbelt haben.

Es hat sich gezeigt, dass es in der Realpraxis vor allem Anderen auf eins ankommt: man muss miteinander reden – und offen bleiben für Sorgen und Nöte der jeweils Anderen. Dann kann man jedes Problem lösen.

Wenn ich doch nur den politischen Entscheider/innen auch die gleichen positiven Merkmale und Verhaltensweisen bescheinigen könnte… Vieles hätte besser laufen können, nein müssen. Aber wir mussten wieder einmal eindrucksvoll erleben, dass Profit und »die Wirtschaft« wichtiger sind als alles andere. Dass (nicht nur wahrscheinlich) ziemlich viele Menschen nicht hätten sterben müssen, wenn man konsequenter auf die Wissenschaftler und Fachleute gehört und schneller mit strikteren Maßnahmen gegen die Ausbreitung von SARS-Cov-2 gehandelt hätte. Aber wie immer sind die Mahner/innen verlacht worden und nun – ausgerechnet zu Weihnachten – sitzen wir in der fettesten Ausbreitungswelle des ganzen Jahres. Schöne Bescherung!

Unsere Entscheider/innen verhalten sich wie die berühmten drei Affen: nichts sehen, nichts hören und nichts sagen wollen – es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Klimawandel, Hunger, Armut, Kriege und jetzt Pandemie – nichts, aber auch rein gar nichts hat der Politikzirkus unter Kontrolle, geschweige denn, dass auch nur ansatzweise irgend etwas tatsächlich und wahrhaftig gegen die bekannten Probleme getan wird. Wohin man sieht, welche Zeitung man auch aufschlägt oder welche Debatte man auch verfolgt – niemand (von den derzeitigen Entscheider/innen) ist an Kooperation, an aktiv-positiver Zusammenarbeit zur wirklichen Lösung der vielfältigen Probleme interessiert. Die Politiker hängen ihr Fähnlein in jeden beliebigen Wind und scheren sich einen Teufel um die Belange der Menschen – wohin man hört und liest: nichts als Gedresche von leerem Stroh oder gar offene Lügen.

Wir sollten die Politiker in die Wüste schicken und die Geschicke unserer Gesellschaft in breit verteilte Verantwortungen legen – Berufspolitiker haben sich als grundsätzlich ungeeignet erwiesen.

Meine Gedanken sind bei denen, die buchstäblich mit letzter Kraft versuchen, eine möglichst gute medizinische Versorgung für die Kranken zu sichern.

Meine Gedanken sind bei denen, die wir schlecht bezahlen, damit sie sich um unsere Alten und Gebrechlichen zu kümmern, die wir in Bewahranstalten abgeschobenen haben (weil uns das Wirtschaftssystem dazu zwingt).

Meine Gedanken sind bei denen, die (w)irre Politikentscheidungen in der Praxis handhaben müssen.

Meine Gedanken sind bei denen, die nicht wissen, wohin mit ihren Kindern, weil alles geschlossen ist und die Arbeitgeber vollen Einsatz verlangen.

Meine Gedanken sind bei denen, die gnadenlose Vermieter haben, die trotz Null-Einnahmen volle Miete verlangen.

Meine Gedanken sind bei denen, die Anträge auf dringend notwendige Hilfen gestellt haben und nachträglich zu Betrügern gemacht werden, weil das heute Gültige morgen rückwirkend für ungültig erklärt wird.
Haha, reingefallen. Ihr habt doch nicht geglaubt, die versprochenen Hilfen wären ernstgemeint? Es tut uns (kein bisschen) leid, aber wir haben nicht etwas sondern uns versprochen…

Eins hat uns das Virus gezeigt: Nächstenliebe ist nicht nur unbezahlbar, sondern überaus selten zu finden.

Paragrafenreiterei ist ja so sehr viel einfacher – und Beifallklatschen billiger.

Ich wünsche mir und uns, achtsamer gegeneinander zu sein – im kleinen wie auch im größeren und im globalen Zusammenhang.

Denn wenn wir nicht allen unseren »Nächsten« in jeder Lebensform, Kultur und Herkunft den selben Respekt entgegenbringen, wie wir ihn für uns einfordern und ihnen nicht die selben Rechte einräumen, wie wir beanspruchen, wird es kein gutes Ende nehmen mit uns.

Ich wünsche Euch friedliche, besinnliche und (soweit möglich) frohe Weihnachten und uns allen ein besseres Jahr 2021.

Viele Grüße
Detlef Jahn

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert