Ich muss nochmal darauf einschlagen.
Im Fratzenbuch habe ich das gelesen:
Kann man überhaupt gläubige Menschen integrieren, wie wir es uns vorstellen? […]
Meine Meinung, nö ich muss mich an keine Religion anpassen, berührt sie meinen Alltag!
Und haben wir Schulpflicht gehört Sport und Schwimmunterricht auch dazu. […] Man sollte vor allem Kinder vor religiösen Eigenarten eigentlich versuchen zu schützen.
Naja… Da muss man schon wieder achtgeben, wie man formuliert und was man eigentlich meint – hier ist man schnell auf »dünnem Eis« unterwegs.
Grundsätzlich muss man natürlich erst einmal darüber sprechen, was man unter »Integration« verstehen will. Zur Sortierung habe ich mal das hier rausgesucht:
Und dann muss man die Frage stellen, was verstehe ich unter »wie wir es uns vorstellen«?
Wer ist »wir« und was ist »vorstellen«?
Sind »wir« eine Gruppe von Menschen, die in einer bestimmten Region/in einem Land/in einem Ort leben?
Sind »wir« eine Gruppe von Menschen, die gern rote Mäntel tragen?
Sind »wir« eine Gruppe von Menschen, die immer nur nackt baden gehen?
Sind »wir« eine Gruppe von Menschen, die immer nur nachts rausgehen?
Wer ist »wir« (hier in diesem Zusammenhang) – wie ist das definiert und wer definiert es?
Und was ist »vorstellen«?
Ist »vorstellen« eine Fantasieleistung, ein imaginäres »Irgendwas«, dass man nicht beweisen, zeigen und erklären kann – ist es ein Wunsch?
Ist »vorstellen« eine definierte und festgeschriebene Regel, ein Gesetz?
Ist »vorstellen« ein Glauben(sbekenntnis) – eine Vorschrift, die einer (anderen) Religion entspringt?
Welche »Vorstellung« zählt, wenn ein Drittel wünscht, Kühe sollten gelb angemalt werden, aber ein Drittel im Dorf rote Kühe bevorzugt und ein Drittel Kühe lassen will, wie sie gewachsen sind?
Wenn »vorstellen« hier sich auf die Gesetzeslage bezieht, dann ist die Sachlage klar und das Gesetz schreibt (in und für Deutschland) vor, dass »Kirche und Staat getrennt« sein sollen und damit hat sich gefälligst die Kirche dem Staat und damit den herrschenden Gesetzen zu unterwerfen.
Das sollte dann selbstredend für jede »Kirche« gelten, nicht nur für die christlichen.
Dem steht jedoch das schwerwiegende Grundrecht der »Religionsfreiheit« gegenüber, das manchmal mit anderen Gesetzen zu kollidieren scheint und weshalb sich Viele – vor allem Amtsträger und Verantwortliche in Firmen – genötigt sehen, absurde Regeln aufzustellen, die jedem gesunden Menschenverstand spotten – in meist vorschnell vorauseilendem Gehorsam (heute in »Neusprech« auch sehr gern »political correctness« genannt).
Und nein, amerikanische Regeln gelten hier auch nicht, denn wir sind hier in Deutschland. Und wenn eine amerikanische Firma hier Angestellte hat, weil sie hier »Geschäfte macht«, dann werden diese Angestellten gefälligst nach deutschen Regeln geführt und behandelt und nicht nach amerikanischen.
Es gibt keine menschliche Kultur, die global ist.
Menschlich (also auf Kultur bezogen) ist der Feldzug der Globalisierung immer verachtend und deshalb darf dem nicht nachgegeben werden – nicht hier oder sonstwo auf der Welt!
Denn wenn ich – um einer vielleicht eingeforderten »freien Religionsausübung« Genüge zu tun – Schweinefleisch auf der Kita verbanne, weshalb dann nicht auch den Schwimmunterricht ganz konsequent abschaffen? Gäbe durch Zunahme von Badeunfällen ein paar mehr überflüssige Fresser weniger und ein klein wenig Vorteil in Sachen Eindämmung der Wohnungsnot durch Überbevölkerung – und mehr Platz für Zureisende.
Mehrere Fliegen mit einer Klappe – aber es gehen auch noch mehr Fliegen mit der selben Klappe:
Meist sind die Zugereisten froh, überhaupt hier sein zu dürfen und nehmen daher mehr Nachteile in Kauf, als aufmüpfige Eingeborene.
Meist sind Zugereiste weniger komfortverwöhnt und deshalb leichter zu befriedigen und damit zu befrieden.
Meist kennen sich Zugereiste hierzulande nicht so sehr gut aus und sind daher leichter zu manipulieren.
Meist sind Zugereiste eher familiär bezogen und (noch) nicht so sehr (innen)politisch interessiert – also auch von dort weniger Gefahr.
Aber eins, wo die Zugereisten sehr schnell gelernt haben, auf ihren Rechten zu reiten, ist das Pferd der Religion.
Ob deren aktive Religionsausübung genauso »aktiv« ist, wie die einheimische, christliche – also, ob deren Gewicht genauso leicht ist oder deutlich schwerer wiegt, als »bei uns«, will ich hier gar nicht bewerten. Es spielt auch keine Rolle.
Entscheidend ist, dass (nicht nur den Zugereisten) klargemacht werden sollte, dass »hier bei uns« die Religion frei ausgeübt werden darf, aber Gesetze und Regeln nicht »überstimmen« kann, sondern dass die freie Ausübung der Religion einfach nur reine Privatsache ist und deshalb Jeder selbst ganz privat entscheiden darf, ob er/sie seinem/ihrem Kind alternative Verpflegung mit in die Kita gibt oder nicht.
Er/Sie muss ja (normalerweise) für nicht eingenommenes Essen kein Entgelt zahlen.
Das muss jedoch nicht nur den Zugereisten, sondern vor allem den Entscheidern hierzulande ins Stammbuch geschrieben werden – »in klarer Sprache«!
Den Speiseplan in einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung zu religiösieren, halte ich für ein Signal in eine Richtung, in die wahrscheinlich ein sehr großer Teil der Bevölkerung nicht gehen will…!
Und wenn die Entscheider solchen Unfugs genau zuhörten, vernähmen sie, dass vor allem auch aus den Reihen der Zugereisten sehr deutlich klargestellt wird, dass man ebenfalls nicht in diese Richtung will.
Ich habe nicht recherchiert, ob vielleicht eine Eltern-Vollversammlung stattgefunden hat, in der die dortige Mehrheit eine Speiseplanänderung beschlossen hat, was die Angelegenheit sehr relativieren würde.
Aber selbst wenn: Dann müsste jedes Jahr neu beschlossen werden, denn sonst würde die nächste Minderheit übergangen und damit diskriminiert: die neu dazukommenden Kinder des nächsten Jahrgangs nämlich.
Wie immer ist es also wieder einmal nicht ganz so einfach, wie es auf einen schnellen Blick oft scheinen mag.
Und dann bin ich noch diesem Satz begegnet, der auch eine Reaktion von mir bekommt:
Wir Europäer habe doch schon die Erfahrungen gesammelt, dass es nur schlechtes bringt, wenn die Kirche die größte Macht hat und das Leben der Menschen bestimmt. Das darf nie wieder zugelassen werden, egal um welche Religion es geht.
Dem stimme ich zu – voll und ganz – aber ergänzend möchte ich hinzufügen:
Egal, welcher Religion die jeweilige Kirche dient.
Ich habe kein Problem mit Religion – ich bewundere viele Fähigkeiten und Eigenschaften von religiösen Menschen und ich glaube fest daran, »dass es ganz und völlig ohne Religionen gar nicht geht«. Sie bergen viele »goldene Regeln«, die es wert sind, ganz grundsätzliche Richtschnur menschlichen Handelns zu sein – von denen sich die meisten sogar religionsübergreifend gleichen.
Aber Religion darf nicht pauschal zur Pflicht werden und Vernunft und Selbstbestimmung außer Kraft setzen.
Ich freue mich über jede unten in den Kommentaren hinterlassene Meinung.
Viele Grüße
Detlef Jahn