Es ist wie immer.
Am Ende des Jahres steht Weihnachten vor der Tür und man denkt: »Scheiße, wo ist denn die Zeit schon wieder hin?!«
Jetzt ist wieder einmal die (kurze) Zeit, in der sich alle liebhaben und so tun, als würde das nächste Jahr (wie jedes) nun aber ganz bestimmt besser werden, als das zu Ende gehende.
Heuchelei oder Besinnung, Realitätsflucht oder ehrlicher Wunsch, dahergesagte Floskel oder ernsthafte Bemühung?
Konfuzius hat gemahnt, man solle sich so verhalten, als ob man
- die Alten ehrt,
- die Traditionen pflegt,
- die Regeln anerkennt,
- den/die/das Gegenüber respektiert.
Ob man
- seine Verwandten mag oder ob man
- die Traditionen gut findet,
- die Regeln als sinnvoll akzeptiert und ob
- der/die/das Gegenüber unseren Respekt »verdient«,
spielt dafür keine Rolle.
Wenn wir uns gegenseitig mit Respekt begegnen und unser Handeln auf Gegenseitigkeit ausrichten, werden uns Freundlichkeit und Zuwendung zuteil.
Mir hat mal jemand eine Postkarte geschickt, auf der ein Zitat aus dem Talmud steht – diese Postkarte hängt seitdem in meinem Flur und ich lese oft den Text:
»Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.«
Es gelingt mir nicht immer, dieser Mahnung zu folgen. Wenn Scheiße passiert – und das macht sie andauernd – muss man es auch so sagen dürfen. Man muss die Dinge beim Namen nennen!
Dieses Jahr war ein Scheißjahr – in vielerlei Hinsicht: auf privatem Gebiet und auf öffentlichem, im Politischen, wie im Ökologischen, im Kleinen, wie im Großen.
Aber es gibt auch die kleinen wichtigen und schönen Dinge, die man sich bewusst machen muss – leider vergessen wir sie zu oft im gehetzten Alltagsirrsinn.
Und Weihnachten ist die Zeit, sich genau auf diese Dinge zu konzentrieren – mal Luft zu holen und durchzuatmen, sich zurückzulehnen und die ganze sonstige alltägliche Perversität wegzuschieben und sich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig ist.
Gute Vorsätze für das neue Jahr?
Naja…
Den Finger noch tiefer in noch mehr Wunden legen.
Vielleicht doch mal den Arsch hochkriegen und den Abgeordneten in seiner Bürgersprechstunde besuchen und ihn fragen, wie er sich das alles so denkt und ihn ermahnen, dass er in meinem Auftrag handelt.
Verschiedene Baustellen zu Ende bringen und schließen.
Mit und in der Familie mehr Spiele spielen.
Ein klein wenig häufiger Gäste einladen und Andere besuchen.
Mehr Menschen darüber aufklären, dass jeder Einzelne wichtig ist und aufzeigen, weshalb das bestehende System nur eine Richtung kennt: die globale Zerstörung und dass nur »wir hier unten« uns aus dem System herausnehmen und uns ihm verweigern können – ändern lässt es sich nicht, jedenfalls nicht gewaltfrei.
Solange wir uns nicht besinnen – jede/r Einzelne, vor allem hier im Westen – und unsere Ansprüche zurückschrauben (und zwar sehr erheblich!), treiben wir aktiv die Zerstörung voran.
Solange wir bargeldlos bezahlen, erhalten und nähren wir das System.
Solange wir beim Kaufen nur auf den Preis achten, sind wir aktive Ausbeuter.
Solange wir Anderen vorschreiben, wie sie zu leben haben und was sie nicht dürfen, sind wir aktive Unterdrücker.
Solange wir nicht einsehen, dass es eben nicht egal ist, ob in China gerade ein Sack Reis umgefallen ist, bleiben wir schuld am Elend auf der Welt – wir alle, jede/r von uns.
Auch diesem Nachdenken sollte Weihnachten dienen:
Wie wollen wir leben?
Welche Welt wollen wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen?
Was antworten wir, wenn sie uns fragen: Warum hast du das nicht verhindert?
Ich führe meinen Blog nun seit anderthalb Jahren und habe so Einiges zum Thema (bedingungsloses) Grundeinkommen geschrieben, was mir wichtig erscheint. Abgearbeitet ist es noch lange nicht. Viel mehr Menschen müssen verstehen, worum es eigentlich geht. Also werde ich auch zukünftig weiter daran herumschreiben.
Aber ich werde den Themenkreis erweitern und meine Gedanken zu anderen Dingen fließen lassen und zeigen, dass letztlich tatsächlich alle Probleme die selbe Ursache haben und die Lösungen für die Probleme unserer Zeit im (bedingungslosen) Grundeinkommen ihren Anfang nehmen können.
Begegnet einander mit Respekt und beherzigt immer den wichtigsten aller Grundsätze:
»Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!«
Deine, meine und einer/eines Jeden Freiheit endet dort, wo sie einer/eines Anderen Freiheit beschneiden würde – immer und überall ist das so.
Wenn wir eine bessere Welt hinterlassen wollen, sollten wir unser Handeln danach ausrichten und uns nicht aufeinanderhetzen und gegeneinander ausspielen lassen zum Vorteil von Wenigen.
Denkt immer daran: Wir haben keine zweite Welt im Kofferraum.
Ich wünsche euch ein friedvolles Weihnachtsfest und für das neue Jahr vor allem Gesundheit und Zuversicht für alles, was kommen mag.
Detlef Jahn
Danke für Deine Gedanken.