Bei der Miete hört der Spaß auf – ist Grundeinkommen ungerecht?

Frage im Fratzenbuch:

»Ein einheitliches BGE würde unterschiedliche Miethöhen nicht berücksichtigen.
Man müsste es an den Mietspiegel anpassen, wenn man eine Gesellschaftsspaltung verhindern möchte, was den Verwaltungsaufwand wieder steigert.
Oder gibt es andere Lösungssätze für das Problem?«

Bei dieser Frage wird immer übersehen, vergessen oder bewusst ignoriert, dass neben einem Grundeinkommen, dass eben nur den (allgemeinen und durchschnittlichen) Grundbedarf decken soll, auch noch die Möglichkeit eines Erwerbsarbeitseinkommens besteht und weitere Einkommensarten existieren.

Das Grundeinkommen deckt einen mittleren Wohnbedarf, dessen Höhe diskutiert werden kann, aber eben ein Mittelwert sein sollte, so dass Jede/r prinzipiell vernünftig wohnen kann, aber eben nicht unbedingt überall und nicht luxuriös.
Jeder individuelle Wunsch, der darüber hinausgeht, muss durch andere Einkommensarten gedeckt werden.

Wer jedoch durch individuell besondere Situation einen Mehrbedarf hat, von dem die Gesellschaft meint, dass er ihm/ihr zusteht (beispielweise wegen Krankheit, sozialen Besonderheiten oder aufgrund von Behinderung), der stellt einen entsprechenden Antrag und bekommt dann Wohngeld und/oder andere Sozialleistungen zusätzlich zum Grundeinkommen.

Wer in einer »teuren Gegend« leben will, muss die über ein Grundeinkommen hinausgehenden Kosten durch eigene Kraft tragen und kann das nicht der Gesellschaft auflasten.

Umgekehrt kann man in eine »billige Gegend« ziehen und dort zum Beispiel durch Selbstständigkeit in Handwerk, Kleingewerbe, Handel und Dienstleistungen für eine steigende Atttraktivität des Lebensumfeldes sorgen und damit für eine bessere Verteilung der Wohnbedarfe und damit auch eine gewisse Angleichung der Wohnkosten – was wiederum der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Und in vielen Fällen sind die heute »billigen Gegenden« als Wohnumfeld sehr viel angenehmer als die teuren Ballungsräume.

Niemand ist gezwungen, in einer »teuren Gegend« zu leben, nur weil es dort vielleicht Erwerbsarbeit gibt, denn man kann vom Grundeinkommen leben und wenn es keine Erwerbsarbeit gibt (die auch nur andere reich macht), kann man dank Absicherung durch Grundeinkommen sich selbst Erwerbsarbeit schaffen und/oder sich mit Anderen zusammenschließen und gemeinsam was aufbauen.

Genauso soll ein Grundeinkommen nicht jeden feuchten Autotraum erfüllen. Wenn das Auto nötig ist, um zur Erwerbsarbeit zu kommen – wieso zahlt das dann nicht der Arbeitgeber?! Könnte man ja auch mit dem Lohn verrechnen – dank Grundeinkommen hat man ja den Lohn zusätzlich und kann deshalb bei attraktiven Erwerbsarbeitsvertragsbedingungen Zugeständnisse beim Lohn machen. Und nirgends steht geschrieben, dass »Lohn« zwingend immer »Geld« sein muss.

Genauso soll ein Grundeinkommen nicht jede Fernreise abdecken – Urlaub im heutigen Sinn (als »arbeitsfrei«) kann dank Grundeinkommen ganz abgeschafft werden – es wird nur noch bezahlt, was tatsächlich gearbeitet wird. Und wer verreisen will, muss diese Kosten eben selbst erwirtschaften/ansparen. Die normalen Lebenshaltungskosten sind ja vom Grundeinkommen bezahlt – man kann also jederzeit »Urlaub« machen, dann eben zu Hause oder im näheren Umfeld. Aber zu Hause ist es ja so schrecklich, dass man in erwerbsarbeitsfreier Zeit unbedingt flüchten muss. So sind wir immer alle Flüchtlinge, überall.

Unser gesamtes Verständnis von »was mir zusteht«, wofür die Gesellschaft als ganzes aufkommen soll(te) und was »Eigenverantwortung« bedeutet, wird durch Grundeinkommen neu zur Diskussion gestellt.

Wie siehst du das? Schreib mir unten einen Kommentar – herzlichen Dank.

Veiele Grüße
Detlef Jahn

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