Selbstverständlich ist die Diskussion ums Geld alles andere als sinnlos. Ganz im Gegenteil, ich halte sie für die wichtigste überhaupt. Aber ich muss dich ja irgendwie hierher locken. 😉
Nein, im Ernst, nach meiner Meinung ist die wichtigste Frage überhaupt, die diskutiert werden muss (wobei für mich die Antwort schon klar ist), die Frage nach der Geldschöpfung.
Leider hat die Frage nach der Geldschöpfung solche politische Sprengkraft, dass jetzt, wenige Tage vor der Bundestagswahl
1. am System der Geldschöpfung oder am Geldsystem überhaupt schon allein aus Zeitgründen kein noch so kleines Detail mehr derart diskutiert werden könnte, dass es auch nur die geringste Auswirkung auf die Bundestagswahl 2017 hätte und
2. wären die Auswirkungen einer Änderung am System der Geldschöpfung so gravierend, dass die bisherigen Profiteure Armeen in Bewegung setzen würden, um Änderungen zu verhindern und weil deshalb
3. dieses Thema die Durchsetzbarkeit eines BGEs nicht nur stark behindert, sondern sogar vereiteln könnte und es
4. rein gar nichts mit dem BGE zu tun hat, weil ein BGE unabhängig von einer Änderung am Geldsystem eingeführt werden kann und eine Änderung am Geldsystem keinerlei Voraussetzung wäre, ein BGE einzuführen,
ist es nicht nur vertane Zeit und verschwendete Energie, im Zusammenhang mit dem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) das Geldsystem zu diskutieren, sondern es schadet der Durchsetzbarkeit eines BGEs sogar.
Wenn du das BGE willst, diskutier das BGE und nicht das Geldsystem, denn beides hängt an keiner Stelle voneinander ab.
Ob es toll wäre, beides zusammen haben zu können, ist eine völlig andere Frage. Aber wenn eine Themenverknüpfung die Umsetzung erschwert, verbietet sie sich einfach ganz grundsätzlich.
Man kann immer und Alles diskutieren. Aber man sollte sich bei anderen Themen, die man neben dem Kernthema diskutieren möchte, immer fragen, ob sie
- mit dem eigentlichen Thema direkt zusammenhängen,
- in die eine oder andere Richtung voneinander abhängig sind,
- einander voraussetzen,
- einander helfen können oder
- die Durchsetzbarkeit des einen oder des anderen Themas erschweren oder sogar vereiteln.
Themen, die nicht voneinander abhängen, die sich nicht gegenseitig helfen oder gar Voraussetzung füreinander sind, sollten auch nicht vermischt, sondern getrennt diskutiert werden. Das hilft,
- sich auf die eigentliche Hauptsache zu konzentrieren,
- die Diskussion auf den wichtigen Fragen zu halten und
- schneller und leichter bessere Antworten zu finden,
- leichter Einigkeit zu erzielen, was gewünscht und was unerwünscht ist,
- besser zu ermitteln, was durchsetzbar ist und auf welche Weise.
Immer wird es zwischen verschiedenen Themen Berührungen und Überschneidungen geben. Und selbstverständlich müssen benachbarte Themen auch miteinander diskutiert werden. Aber vor der Vermischung und Verknüpfung sollte man immer prüfen, ob es ein günstiger Zeitpunkt dafür ist.
Wenige Tage vor der Wahl ist ein sehr ungünstiger Zeitpunkt, das bedingungslose Grundeinkommen mit anderen Themen zu vermischen.
Und es ist Strategie der BGE-Gegner, kurz vor wichtigen Entscheidungsmomenten, mit fremden Themen die Diskussion zu verwirren und in die Breite zu ziehen. Das Ziel ist, die Front der BGE-Befürworter in möglichst viele Teile zu zerlegen.
Viele Diskussionsbeiträge, die sich also mit Themen neben dem BGE befassen, könnten von Gegnern eingeschleust werden, um unsere Konzentration zu stören. Selbstverständlich werden diese Leute sich für ein BGE aussprechen, aber in Details mit vielleicht eng anliegenden, aber dennoch abseitigen Themen eine Umsetzbarkeit eines BGE oder gar das BGE selbst in Frage stellen.
Und weil die Finanzierungsfrage eine der wichtigsten ist und am heißesten diskutiert wird, ist es naheliegend, dieses Thema aufzugreifen und aufzuweichen:
- Finanzierbarkeit grundsätzlich,
- welche Modelle gibt es,
- welches Modell ist besser und warum,
- das Geldsystem,
- die Geldschöpfung,
- der Zins,
- Umverteilung von oben nach unten,
- Armuts-Reichtums-Schere…
Lasst euch nicht mit bunten Blumen vom Wege weglocken, denn dann frisst der Wolf das BGE.
Viele Grüße
Detlef Jahn
Ein Gedanke zu „24: Warum die Diskussion ums Geld sinnlos ist“