Lass uns mal wieder über Geld reden

[Ergänzung 20.6.2020: Dieser Artikel basiert auf »Über Finanztransaktionssteuern« vom 23.8.2018 und auf »Es geht immer ums Geld« vom 14.1.2018.]

Ich habe mir bei der Bundesbank eine interessante Statistik-PDF heruntergeladen und mit den dort enthaltenen Zahlen mal ein wenig gerechnet und das Ganze in einer eigenen PDF zusammengestellt. Wer sich das in Ruhe anschauen möchte, kann sich das Dokument herunterladen.

Wenn man diese Zahlen liest, zerbröselt jedes Argument zu Staub, es gäbe kein Geld, ein Grundeinkommen zu bezahlen.

Oder Pflege.

Oder kostenlosen ÖPNV.

Oder kostenlose Krankenversorgung.

Oder (vollständig) kostenlose lebenslange Bildung nach individuellen Bedürfnissen und Interessen.

Oder biologisch-dynamisch-nachhaltige Landwirtschaft.

Oder Klimaschutz.

Oder sachgerechte, vernunftgeleitete und vor allem lobbyismusfreie Politik.

Oder Migrationsbewältigung.

Oder Kultur.

… beliebig fortführbar …

Wenn wir nur den realen Inlandsumsatz an bargeldlosen Zahlungen in 2018 in Höhe von 43.650,24 Mrd. EUR nehmen, und mit 4 % FinanzTransaktionsSteuer belegen, erlösen wir immerhin stattliche 1.746,0 Mrd. EUR, also 1,746 Billionen Euro.

Wir könnten also 400 Mrd. EUR Bundeshaushalt bezahlen und hätten dann noch 1.346,01 Mrd. EUR für ein Grundeinkommen übrig, das dann durch 83 Mio. Bundesbürger geteilt, für jeden 16.216,99 EUR /Jahr oder 1.351,42 EUR /Monat ergäbe.

Die Grenze, wo ein Netto-Empfänger (also wer mehr Grundeinkommen erhält, als er dafür Steuern bezahlt) zu einem Netto-Zahler wird (also mehr dieser Steuern bezahlt, als er Grundeinkommen erhält), liegt hier bei einem individuellen finanziellen Gesamtumsatz von monatlich 25.000 EUR.

Das muss man erst einmal können…

Und da ist noch nicht eine einzige Börsen-Geldbewegung eingerechnet.

Jetzt nehmen wir die Transaktionen hinzu, die vom Inland ins Ausland gehen – wir müssen ja schließlich auch ein paar Dinge nach dem Ausland bezahlen, die wir von dort einkaufen – da kommen wir auf eine Gesamtsumme an Transaktionswerten in Höhe von 98.847,325 Mrd. EUR.

Davon erheben wir mal nur 3 % FinTranSt. und erlösen damit 2.965,42 Mrd. EUR, also beinahe 3 Billionen Euro – immerhin.

Nun gönnen wir uns aber ordentlich kostenlos nutzbare Infrastruktur, Pflege, Bildung, Krankenversorgung und machen dafür die Hälfte davon locker und geben das in den Staatshaushalt – das sind mal eben 1.500 Mrd. EUR, also grob das 5-fache des heutigen Staatshaushaltes.

Bleiben übrig 1.465,420 Mrd. EUR für Grundeinkommen – das macht dann schlappe 17.655,66 EUR /Jahr oder 1.471,30 EUR /Monat für jeden Bundesbürger.

Und auch hier ist immer noch nicht eine einzige Börsen-Geldbewegung berücksichtigt.

Womit das nächste Totschlagargument der Gegner einer allumfassenden (!) Finanztransaktionssteuer die Gegner selbst erschlägt.

Denn selbst, wenn wir keinerlei Börsenbewegungen hätten (weil die ja ALLE abgehauen sind und woanders mit ihrem Geld herumfuchteln) oder diese nicht besteuern würden (Was grundfalsch wäre – gerade diese müssten zuerst besteuert werden!), bliebe locker genug Geld im Kreislauf (der Realwirtschaft!), auf das eine Finanztransaktionssteuer erhoben werden kann.

Und die nächsten zwei Argumente sterben gleich mit:

  • Die Individuelle Steuerlast wäre dramatisch geringer und dabei könnten wir
  • vollständig damit aufhören, Arbeit überhaupt zu besteuern (Mist, dann gibt es ja nichtmal mehr gepflegte Schwarzarbeit.),

weil die FinTranSt. genug abwirft, um ALLES bezahlen zu können, was öffentliche Hand so bezahlen muss und sollte.

Von der zweiten Berechnung, also von 3 % FinTranSt. ausgehend, müsste jemand 33.333,33 EUR im Monat umsetzen, bevor er vom Nettoempfänger zum Nettozahler wird – also Alle, die weniger im Monat an Geld bewegen, würden profitieren.

Und um mal in Zahlen zu zeigen, wie das praktisch aussieht:
Jemand, der im Monat ein Nettoerwerbsarbeitseinkommen von 1.000 EUR hat und es vollständig ausgibt, bewegt also 1.000 EUR und zahlt dafür 30 EUR Steuern zu 3 %, bekommt aber 1.471,30 EUR als Grundeinkommen gezahlt, gemäß obiger zweiter Berechnung – hat dann also abzüglich der gezahlten FinTranSt. ein Nettogrundeinkommen von 1.441,30 EUR – und seine 1.000 EUR Einkommen dazu.

Jemand, der im Monat ein Nettoerwerbsarbeitseinkommen von 2.500 EUR hat und es vollständig ausgibt, bewegt also 2.500 EUR und zahlt dafür 75 EUR Steuern zu 3 %, bekommt aber 1.471,30 EUR als Grundeinkommen gezahlt, gemäß obiger zweiter Berechnung – hat dann also abzüglich der gezahlten FinTranSt. ein Nettogrundeinkommen von 1.396,30 EUR – und seine 2.500 EUR Einkommen dazu.

Ich finde das einigermaßen verblüffend – und großartig dazu.

Komme mir also niemand und jammere, seine Steuerlast wäre zu hoch, wenn wir ein Grundeinkommen ausreichen wollen.
Dieses Argument ist tot – nein, es hat nie eine real stichhaltige Begründung gehabt.

Mein Fazit:
Wer glaubt oder behauptet, ein Grundeinkommen wäre nicht bezahlbar, hat schlicht und ergreifend keinerlei nachvollziehbares Argument auf seiner Seite.

Wie findest du das? Schreib mir deine Meinung unten in die Kommentare.

Falls du Fehler in meinen Berechnungen findest, schick mir bitte eine E-Mail, damit ich das korrigieren kann – herzlichen Dank für deine Hilfe.

Viele Grüße
Detlef Jahn

6 Gedanken zu „Lass uns mal wieder über Geld reden“

  1. Eine Transaktionssteuer von 4 % hatten wir bis 1967 als Umsatzsteuer.
    Im Dezember 1966 hat das BVerfG sie für GG-widrig (Art. 3 GG) erklärt, da sie Großkonzerne gegenüber Kleinunternehmen bevorzugt.
    Die Transaktionssteuer ist kumulativ zur Wertschöpfungstiefe ! Kleinunternehmen haben mehr externe Wertschöpfungsschritte und damit höheren Zahlungsverkehr.
    Deshalb kam zum 1.1.1968 die Mehrwertsteuer mit 10 % als kostenneutrale Umsatzsteuer, Annahme : durchschnittlich 2 bis 3 Wertschöpfungsschritte !

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